Zuchtbericht Tateurndina ocellicauda von Sieglinde Kastaun

Ich halte die Tiere im harten Kieler Leitungswasser (GH=KH=12-16°, pH=7) bei 25°C.
Ich hatte mir beim Zoohändler das Paar herausgefangen, das schon dort heftig balzte.
Kaum war der erste Umsetzschock überwunden (so nach 2 Stunden) fingen sie schon wieder im Bodengrundlosen Quarantänebecken an zu balzen.

Dabei zeigt das Weibchen dann seinen gelben dicken Bauch mit gespreizten Flossen dem Männchen, welchen daraufhin sofort ebenfalls seine Flossen spreizt. So geht es abwechselnd
hin und her. Dabei schwimmen die beiden durch das ganze Aquarium und 'rennen' auch schon mal einen anderen Fisch um, wenn er sich in ihrer Bahn befindet. Die Balz wird von Tag zu Tag heftiger. Es dauert mehrereTage. Zum Schluß sind die Fische so sehr mit der Balz beschäftigt, daß sie noch nicht einmal Zeit zum Fressen haben. Sie schießen dann nur heftig balzend durch das Becken, wobei das Männchen immer versucht, das Weibchen an die auserkorene Laichstelle zu locken (durch Führungsschwimmen).

Plötzlich eines morgens waren die beiden Grundeln verschwunden! Das Quarantänebecken enthielt außer einer halben Kokosnuß und einer Steinplatte als Unterschlupf keine weitere Einrichtung. Außerdem hatte ich die Wurzeln von Philodendronranken ins Wasser gehängt.
Zuerst schaute ich in den beiden Höhlen nach (Pastellgrundeln sollten laut Literatur
Höhlenlaicher sein), dann suchte ich das Aquarium ab, dann den Teppich rund um das
Aquarium (Becken war oben offen). Die Fische blieben verschwunden.
Erst einige Stunden später sah ich sie wieder durch das Becken schwimmen, kurze Zeit später waren sie wieder weg! Des Räsels Lösung war für mich etwas verblüffend. Höhlenlaichen erwartet man normalerweise in Bodennähe in Höhlen. Mein Paar hatte sich aber dicht unter der Wasseroberfläche in ein aufgerolltes Philodendronblatt verkrochen. Dort lagen sie dann dicht nebeneinander regungslos, ohne das es zum Ablaichen kam. Den Rest des Tages passierte nichts weiter.

Am nächsten morgen sah ich dann das Weibchen ruhig durch das Aquarium schwimmen. Da es ganz schlank geworden war, mußte es also abgelaicht haben. Ich sah in dem aufgerollten Blatt nach: Das Männchen schmiegte sich eng an sein Gelege (ca. 50 Eier). Die Eier waren recht groß (ca. 1 mm) und klar durchsichtig. Leider sind von diesen Gelege nur 4 Jungfische geschlüpft, da sich räuberische Hüpferlinge dort vermehrt hatten.

Aber das Weibchen ist bereits nach 14 Tagen wieder laichbereit. Die zweite Balz verlief genauso wie die erste. Auch diesmal ignorierten die Grundeln die Höhlen und laichten wieder an der Wasseroberfläche, diesmal an einem senkrecht im Wasser hängenden Blatt (das andere hatte ich mitsamt Gelege abgeschnitten). Auch diesmal dauerte die Balz mehrere Tage, dann lagen sie einen Tag lang gemeinsam auf dem Blatt. Am nächsten Tag war das Gelege da. Auch dieses mal mußte ich das Gelege entfernen, da sich in dem gleichen Becken noch Feuersalmler befanden, welche von dem Laich naschten, sobald das Männchen kurzzeitig das Gelege verließ.

Das Gelege kam mitsamt Blatt in eine Plastikdose bei 24°C. Diesmal schlüpften fast alle Jungfische (90%) am 6. und 7. Tag nach der Eiablage. Einige wenige schlüpften bereits am 5. Tag und die wenigen Nachzügler am 8. Tag. Man kann die Eientwicklung sehr gut mit der Lupe oder dem Mikroskop beobachten. Nach einem weiteren Tag schwimmen die Jungfische frei. Die ersten Jungfisch fangen schon an zu fressen, während die letzten noch gar nicht geschlüpft sind. Sie fressen sofort Artemia-Nauplien und wachsen recht schnell. Nach 14 Tagen haben sie ihre Größe verdoppelt, nach 4 Wochen sind sie bereits 2 cm groß und fressen schon gehackte Tubifex.

Ab 1 cm Größe ist der schwarze Schwanzwurzelfleck zu erkennen, die Augen leuchten Goldgelb, ab 2 cm Größe haben die Flossen schon einen gelben und schwarzen Saum und man erkennt auf dem Körper die ersten roten Querstreifen. Jetzt, nach 5 Monaten, werden bei den größten Jungfischen gerade die Geschlechter erkennbar.

Zur Zeit ziehe ich gerade wieder eine Brut auf (vor 2 Wochen geschlüpft). Die Pastellgrundeln sind empfehlenswerte Fische, da sie absolut friedlich und leicht zu züchten sind. Sie sind auch recht produktiv, obwohl die Gelege bei mir stets 'nur' aus ca. 50-60 Eiern bestanden. Da die Weibchen aber alle 2-3 Wochen laichbereit sind, kommt da einiges an Jungfischen zusammen. Wie lange die Laichperiode dauert, weiß ich noch nicht.

Was ich auch noch nicht feststellen konnte, ist, ob bei Temperaturen über 25° die Jungfische zu früh schlüpfen und dann nicht lebensfähig sind, wie Du auf Deiner Webseite schreibst. Die Werte für GH und KH kannst Du aber nach oben korrigieren. Solches weiche Wasser brauchten wohl nur die Importtiere. Die Nachzuchten jedenfalls, die man ja im Zoohandel bekommt, vertragen ohne Probleme auch härteres Wasser, wie an einer Schlupfrate von 90-95% zu erkennen ist. Starke Strömung mögen sie nicht so sehr.

 


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letztes Update am  Fr., den 27.06.2008
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